Binge Eating, auch als Essanfälle oder Binge-Eating-Störung (BES) bekannt, ist eine ernsthafte Essstörung, die von wiederkehrenden Episoden von unkontrolliertem und übermäßigem Essen geprägt ist. Im Gegensatz zu anderen Essstörungen wie Bulimie, bei denen das Ziel oft eine anschließende „Reinigung“ durch Erbrechen oder Abführmittel ist, treten beim Binge Eating ausschließlich Essanfälle auf, ohne dass es zu kompensatorischen Maßnahmen kommt.
Hinweis: Bei diesem Beitrag handelt es sich nicht um eine fachmedizinische Beratung. Wir können Ihnen keine Heilversprechen vermitteln. Bitte konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen Ihren Arzt!
Was ist Binge Eating?
Binge Eating beschreibt das unkontrollierte Verzehren von großen Mengen an Nahrungsmitteln in relativ kurzer Zeit, während sich die betroffene Person keine Kontrolle über ihr Verhalten fühlt. In diesen Phasen wird nicht aus Hunger gegessen, sondern eher aus emotionalen Gründen wie Stress, Angst oder Traurigkeit.
Kriterien für Binge Eating (nach DSM-5):
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Der Konsum von deutlich größeren Nahrungsmengen als es in einer bestimmten Zeit üblich oder gesund wäre.
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Ein Gefühl des Kontrollverlusts während der Essens-Episode.
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Essen bis zu einem unangenehmen Völlegefühl.
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Essen in Abgeschiedenheit, oft wegen Scham oder Schuldgefühlen.
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Häufiges Gefühl der Scham, Schuld oder Ekel nach einem Essanfall.
Ursachen von Binge Eating
Die genauen Ursachen von Binge Eating sind komplex und variieren von Person zu Person. Einige der häufigsten Faktoren sind:
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Emotionale Belastungen: Stress, Trauer, Einsamkeit oder Angstzustände können zu Essanfällen führen, um mit diesen Gefühlen umzugehen.
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Genetische Veranlagung: Studien zeigen, dass eine familiäre Häufung von Essstörungen auf genetische Faktoren hinweisen könnte.
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Psychische Erkrankungen: Binge Eating tritt häufig zusammen mit anderen psychischen Problemen wie Depressionen, Angststörungen oder Zwangsstörungen auf.
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Konditionierung durch Diäten: Restriktive Diäten können das Verlangen nach bestimmten Nahrungsmitteln steigern und so zu Essanfällen führen, wenn die Selbstkontrolle versagt.
Symptome von Binge Eating
Die Symptome der Binge-Eating-Störung gehen über die bloßen Essanfälle hinaus und beinhalten auch emotionale und psychische Belastungen. Typische Anzeichen sind:
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Häufige Essanfälle, bei denen die Person mehr isst, als sie körperlich benötigt.
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Ein starkes Gefühl des Kontrollverlusts während des Essens.
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Häufige Scham- oder Schuldgefühle nach den Essanfällen.
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Gefühle von Übergewicht und Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper.
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Häufiger Rückzug oder das Essen in der Abgeschiedenheit aus Angst, dass andere den Essanfällen beiwohnen.
Unterschied zu anderen Essstörungen
Binge Eating wird häufig mit anderen Essstörungen wie Bulimie oder Anorexie verwechselt, weist jedoch einige wichtige Unterschiede auf. Während bei der Bulimie nach den Essanfällen das Bedürfnis besteht, sich zu „entleeren“ (z. B. durch Erbrechen oder die Einnahme von Abführmitteln), bleibt das Verhalten bei Binge Eating auf das unkontrollierte Essen ohne anschließende Maßnahmen beschränkt.
Anorexie ist dagegen durch eine extreme Gewichtsreduktion und eine verzerrte Wahrnehmung des eigenen Körpers gekennzeichnet, während beim Binge Eating keine absichtliche Gewichtsreduktion im Vordergrund steht.
Folgen von Binge Eating
Binge Eating kann nicht nur körperliche, sondern auch emotionale und psychische Folgen haben. Zu den möglichen Konsequenzen gehören:
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Übergewicht und Fettleibigkeit: Das wiederholte Überessen führt oft zu einer unkontrollierten Gewichtszunahme.
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Erhöhtes Risiko für chronische Erkrankungen: Dazu zählen Diabetes, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und andere Gesundheitsprobleme.
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Psychische Belastungen: Personen, die unter Binge Eating leiden, kämpfen häufig mit Depressionen, Angstzuständen und einem niedrigen Selbstwertgefühl.
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Soziale Isolation: Scham und Schuldgefühle können dazu führen, dass betroffene Personen sich von sozialen Ereignissen und Familienessen zurückziehen.
Behandlung von Binge Eating
Binge Eating ist behandelbar, und es gibt verschiedene Ansätze, die helfen können, das Verhalten zu kontrollieren und die zugrunde liegenden psychischen Probleme zu behandeln.
1. Psychotherapie
Eine der effektivsten Behandlungen bei Binge Eating ist die kognitive Verhaltenstherapie (CBT). Sie hilft den Betroffenen, die Gedanken und Verhaltensmuster zu erkennen, die zu Essanfällen führen, und Strategien zu entwickeln, um gesunde Bewältigungsmechanismen zu erlernen.
2. Ernährungsberatung
Eine Ernährungsberatung kann helfen, ein gesünderes Verhältnis zum Essen zu entwickeln und eine ausgewogene, aber nicht restriktive Diät zu erlernen.
3. Medikamentöse Behandlung
In einigen Fällen können Medikamente helfen, das Verlangen nach Essanfällen zu verringern. Antidepressiva oder Medikamente zur Behandlung von Angstzuständen können dazu beitragen, das emotionale Ungleichgewicht, das oft mit Binge Eating verbunden ist, zu lindern.
4. Selbsthilfegruppen
Der Austausch mit anderen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann sehr unterstützend und heilend sein. Selbsthilfegruppen bieten einen Raum für Verständnis und Empathie.
Fazit
Binge Eating ist eine ernste Essstörung, die körperliche, psychische und soziale Auswirkungen hat. Es ist wichtig, diese Störung zu erkennen und rechtzeitig Hilfe zu suchen. Mit der richtigen Behandlung können Betroffene lernen, ihre Essanfälle zu kontrollieren und ein gesundes Verhältnis zum Essen zu entwickeln.
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